Grußwort zum 1. Münchner care+work Dialog

von Staatsministerin Carolina Trautner, MdL

Liebe Besucherinnen und Besucher,

 

ein altes chinesisches Sprichwort besagt: „Eine Familie, zu der ein Greis gehört, besitzt einen Schatz.“ Einen Schatz zu haben, bedeutet auch, ihn gut zu behüten. So hat auch die humanitäre und christliche Ethik der Familie eine besondere Bedeutung zugesprochen: Die Familie trägt die Verantwortung für ihre älteren Familienmitglieder. Über Jahrhunderte hinweg hat dieser Vertrag zwischen den Generationen funktioniert, haben sich die Generationen im Alltag unterstützt. Weil die Rollen klar verteilt und die räumliche Nähe gegeben war, konnten Familien die Pflege der Älteren mit den übrigen Aufgaben gut vereinbaren.

Das Leben von modernen Familien mit und ohne Kinder ist heute anders. Männer und Frauen sind erwerbstätig und leben häufig weit entfernt von ihren Eltern. Es ist eine große Herausforderung, die Pflege eines Angehörigen in unser hektisches Leben zu integrieren. Nicht zufällig sprechen wir von der „Rushhour des Lebens“, in der Menschen stecken, wenn sie auch Pflege-Aufgaben übernehmen. Der Sozialstaat hat Institutionen geschaffen, die solche Aufgaben aus den Familien hinaus verlagern. Viele Menschen wollen ihre Angehörigen aber zu Hause pflegen. Und der Staat kann und soll nur im Notfall einspringen.

Inzwischen kümmert sich fast jeder zehnte Beschäftigte zwischen 55 und 64 Jahren um pflegebedürftige Angehörige. Damit geht oft eine erhebliche Belastung einher, die sich auch auf die Leistungsfähigkeit im Beruf auswirkt. Hier müssen Arbeitgeber mithelfen, Verantwortung übernehmen und die Rahmenbedingungen so verändern, dass sich für die Beschäftigen Pflege und Beruf miteinander vereinbaren lassen. Wer qualifizierte Fachkräfte gewinnen und motivierte Arbeitskräfte an das Unternehmen binden will, sollte neben der Kinderbetreuung auch verstärkt die Pflege von Angehörigen angehen.

Der Weg zu einer generationenübergreifenden, familienfreundlichen Lebens- und Arbeitswelt ist eine Daueraufgabe. Wir brauchen dabei den engagierten, gemeinsamen Einsatz von Politik, Wirtschaft und Verbänden. Deshalb haben der Freistaat Bayern und die bayerischen Wirtschaftsverbände 2014 den Familienpakt Bayern geschlossen. Unser Ziel ist klar: individuelle, passgenaue Lösungen für pflegende Beschäftigte. Bei dieser äußerst anspruchsvollen Aufgabe steht der Familienpakt den Unternehmen zur Seite.

Werden Sie Mitglied, gehen Sie mit gutem Beispiel voran und unterstützen Sie Ihre Beschäftigten bei der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Dabei gewinnen Sie auch unternehmerisch: Ein gemeinschaftliches und bestärkendes Unternehmensklima macht Sie attraktiv für Fachkräfte.
Der Erste Münchner care+work Dialog bringt Menschen zusammen, auf die es bei dem Zukunftsthema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf ankommt. Eine neue Veranstaltung, eine Premiere ist immer etwas Besonderes. Lassen Sie sich von diesem Spirit begeistern! Ich wünsche Ihnen viele kreative Ideen, die die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf voranbringen.

Ihre
Carolina Trautner, MdL
Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales