Grußwort zum 1. Münchner care+work Dialog
von Staatsminister Hubert Aiwanger, MdL
Liebe Besucherinnen und Besucher,
die demografische Entwicklung in Bayern und Deutschland stellt uns vor große Herausforderungen. Die Zukunftssicherung der Sozialversicherungssysteme gehört dazu, aber auch, wie wir bei einer immer älteren Bevölkerung eine gute Versorgung unserer Pflegebedürftigen sicherstellen. Neben einem Ausbau von Pflegeeinrichtungen und mehr Pflegepersonal ist die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf dafür ganz entscheidend.
Der Spagat zwischen beruflicher Karriere einerseits und andererseits dem Bedürfnis vieler, sich möglichst intensiv um pflegebedürftige Angehörige zu kümmern, ist häufig alles andere als leicht. Notwendig sind daher ein guter Rahmen und neue Lösungen, mit denen Pflege und Beruf Hand in Hand gehen können. Davon profitieren nicht nur die pflegenden Angehörigen, die weiter in ihrem Beruf tätig sein können, sondern auch die Unternehmen, die gut ausgebildete Fachkräfte halten können.
Viele Betriebe haben das bereits erkannt und bieten betriebliche Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Pflege und Beruf an. In Zeiten von Vollbeschäftigung und Fachkräfteknappheit werden solche Möglichkeiten auch für die Wirtschaft immer wichtiger. Dabei geht es für die Arbeitgeber nicht nur darum, gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und mit ihnen wertvolles Knowhow dauerhaft an das Unternehmen zu binden. Flexible Angebote, mit denen die Pflege von Angehörigen und beruflicher Erfolg unter einen Hut gebracht werden können, sind ein ganz neues und gewichtiges Argument bei der Anwerbung von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wurde in den vergangenen Jahren nicht zuletzt dank attraktiver freiwilliger Angebote von Seiten der Wirtschaft ganz erheblich verbessert. Viele dieser Angebote sind auch eine echte Erleichterung für berufstätige pflegende Angehörige. Doch häufig sind die Bedarfe hier anders als bei jungen Eltern: die rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen erfordern nicht selten sehr individuelle Lösungen. Ich freue mich daher, dass mit dem „Münchner care+work Dialog“ ein Forum etabliert wird, in dem diese Fragen eingehend diskutiert, Erfahrungen ausgetauscht und Handlungsempfehlungen erarbeitet werden können. Denn eine gute Vereinbarkeit von Pflege und Beruf stärkt die Motivation und das Engagement der Beschäftigten – und dies ist heute in vielen Branchen der entscheidende wirtschaftliche Erfolgsfaktor im harten nationalen und internationalen Wettbewerb.
Von guten Angeboten, wie sie beim „Münchner care+work Dialog“ diskutiert werden, profitieren Beschäftigte und Betriebe gleichermaßen. Vereinbarkeit von Pflege und Beruf heißt auch, beide Welten integriert zu sehen. So individuell die Bedürfnisse pflegender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind, die Arbeitgeber leisten mit Angeboten und Informationen häufig wertvolle Unterstützung und Orientierung. Sie agieren damit auch als Multiplikator für staatliche Angebote und nehmen daher eine ganz zentrale Rolle ein.
Allen voran ist aber die Politik gefordert. Was berufstätige pflegende Angehörige ganz dringend brauchen ist ein Mehr an zeitlicher Flexibilität. Das derzeitige Arbeitszeitrecht mit seinen starren Regelungen passt nicht mehr zu den Bedürfnissen von Familien und Pflegenden. Viele Unternehmen würden für ihre Beschäftigten gerne zusätzliche zeitliche Spielräume schaffen – werden aber durch veraltete Arbeitszeitregelungen ausgebremst. Hier muss die Bundespolitik endlich den Mut zu einer zukunftsfähigen Reform für ein modernes Arbeitszeitrecht aufbringen. Es geht nicht um Mehrarbeit, sondern um flexibleres Arbeiten!
Gesellschaft, Unternehmen und Politik müssen gleichermaßen beitragen, einen attraktiven Rahmen für pflegende Angehörige zu schaffen und neue, innovative Lösungen zu erarbeiten. Ich freue mich sehr, dass der „Münchner care+work Dialog“ dieses so wichtige Thema fokussiert aufgreift und wünsche der Veranstaltung viel Erfolg.
Ihr
Hubert Aiwanger, MdL
Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie