Grußwort zum 1. Münchner care+work Dialog

von Staatsministerin Melanie Huml, MdL

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

wenn jemand pflegebedürftig wird, betrifft das nicht nur die Angehörigen. Pflege geht uns als Gesellschaft insgesamt an. Rund 4 Millionen Menschen sind heute schon in Deutschland pflegebedürftig – Tendenz steigend. Zwei Drittel von ihnen werden zu Hause versorgt, weitgehend durch Angehörige. Diese übernehmen meist spontan die Pflege und Betreuung neben ihrem eigenen Haushalt und ihrem Beruf. Der tägliche Spagat zwischen Beruf und Pflege ist ein enormer Kraftakt, den der einzelne alleine nur schwer stemmen kann.

Dass er doch gelingt, können wir nur gemeinsam möglich machen. Unter Freunden und Nachbarn, als Kollegen oder Arbeitgeber. Dafür brauchen wir Lösungen, die auch alle mittragen können. Einen ersten Vorschlag hat der unabhängige Beirat für die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf gemacht. Teile des Beirats fordern die Einführung einer elterngeldähnlichen Ersatzleistung und eine Ausweitung der bestehenden Freistellungsmöglichkeit um ein weiteres Jahr auf dann insgesamt drei Jahre. Klar ist, wir brauchen Antworten auf die Frage, wie wir pflegende Angehörige – auch und gerade in der Arbeitswelt – besser unterstützen können. Dazu gehört auch, dass wir darüber sprechen, wie wir das finanzieren wollen. Das wird keine einfache Diskussion, aber ich bin dafür, sie zu führen.

Um pflegende Angehörige zu entlasten, fördert der Freistaat Bayern heute schon eine Vielzahl von Projekten. Einen großen Stellenwert hat dabei der Ausbau von Kurzzeitpflegeplätzen. Aber auch Beratung und begleitende Unterstützung sind wichtig. Diese bieten die rund 110 Fachstellen für pflegende Angehörige an. Außerdem gibt es mittlerweile über 1.200 Angebote zur Unterstützung im Alltag. Seit Dezember 2018 wird der Ausbau der Angebote durch die Fachstelle für Demenz und Pflege in ganz Bayern vorangebracht. Arbeitgeber erhalten bei Bedarf vom Familienpakt Bayern Informationen, wie sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Angehörige pflegen, unterstützen können. Auf technische Lösungen setzt der Freistaat mit dem Projekt DeinHaus 4.0. Hier wird moderne Technik eingesetzt, um pflegebedürftige Menschen in ihrer Selbstständigkeit zu stärken. Das entlastet auch die Angehörigen.

Die Pflege eines Angehörigen ist ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag. Es muss noch leichter werden, sie mit dem Beruf zu vereinbaren. Ich freue mich deshalb sehr, dass Sie sich bei dieser Veranstaltung über Möglichkeiten dazu austauschen. Nun wünsche ich Ihnen interessante Gespräche und viele gute Ideen.

 

Ihre
Melanie Huml, MdL
Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege